Zeitzeug*innen, die als ‚Vertragsarbeiter‘ in der DDR lebten, dort studierten oder familiär mit einem der ‚sozialistischen Bruderländer‘ verbunden sind, erzählen den Besucher*innen von ihren Erfahrungen. Bei einer Führung gemeinsam mit einem Mitglied des HKW-Teams sprechen sie über ein bestimmtes Werk in der Ausstellung und geben ausgehend davon Einblicke in zentrale Aspekte ihrer Biografien.

Infos zum Film am 5.5.2024

Sorpresa (Überraschung)
R: Thomas Bratzke, Deutschland, 2023, 26', Deutsch und Spanisch mit deutschen und spanischen Untertiteln

Der Berliner Künstler Thomas Bratzke beschäftigt sich in seinem Film Sorpresa mit seiner ostdeutsch-kubanischen Kindheit und der jahrzehntelangen Trennung seiner deutsch-kubanischen Familie.

Omelio Espinosa Ramirez zog 1978 von Havanna nach Ostberlin, wo er an der Humboldt-Universität Gartenbauwissenschaften studierte. Er lebte zunächst allein im Studierendenwohnheim Victor Jara in Berlin-Biesdorf und zog später gemeinsam mit der deutschen Germanistikstudentin Sonja Prehn und deren einjährigem Sohn Thomas in ein Studierendenwohnheim in Berlin-Lichtenberg, wo die junge Familie glücklich lebte. Nachdem Omelio 1982 sein Diplom erhielt und Sonja heiratete, reiste er nach Havanna, um einige Formalitäten für das weitere Familienleben in Ostberlin zu regeln. Er kehrte jedoch nicht zurück und wurde 1984 von den kubanischen Behörden für verschollen erklärt. Die Behörden der DDR legten seiner Ehefrau nahe, sich scheiden zu lassen, was sie dann auch tat. 

Der ungeklärten Geschichte seines verschwundenen Ziehvaters wollte Thomas Bratzke im  Rahmen einer Recherche nachgehen. Er reiste 2018 erstmals nach Havanna und fand Omelio nach 35 Jahren der Trennung wieder. Diese Reise und das Wiedersehen der Familie dokumentierte er mit einer Videokamera. Das gesammelte Material ermöglicht individuelle Einblicke in die brüchige, surreale Geschichte einer deutsch-kubanischen Familie.